Wie gut kennen Sie sich schon mit Low-Code aus?

Das Thema Low-Code ist derzeit allgegenwärtig und macht auch vor der SAP-Welt keinen Halt: SAP Build (bald auch mit Unterstützung durch den SAP GenAI-Assistent Joule), SAP Fiori Elements, SAP Business Application Studio – auf der SAP BTP spielt Low-Code bereits eine wichtige Rolle. Doch in diesem immer wilderen Strudel stetig neu hinzukommender Tools und Buzzwords kann man schnell einmal den Überblick verlieren. Was genau ist Low-Code eigentlich und wie steht es im Zusammenhang mit No-Code und Pro-Code? Was sind Citizen Developers und wie unterscheiden sie sich von einem klassischen Software Developer? Und warum kommt am Thema Low Code kein Unternehmen mehr vorbei? Unser Head of Development, Jakob Frankenbach, geht den Fragen im Folgenden auf den Grund.

Wenn ich mich derzeit mit meinem Team oder auch mit unseren Kunden über neue Trends im Bereich von IT und Softwareentwicklung unterhalte, oder die Diskussionen im medialen Umfeld verfolge, nehme ich eine Entwicklung hin zu steigender Verwirrung rund um die umhertreibenden Begrifflichkeiten wahr. Dies ist kein Wunder, denn wie so oft, wenn eine neue Hype-Welle angerollt kommt, herrscht ein großes Durcheinander und Begriffe werden in Darstellungen und Berichterstattungen durchaus auch widersprüchlich verwendet und interpretiert. Darum teile ich ein paar Definitionen und Einordnungen.

Kommt No-Code wirklich ohne Code aus?

No-Code bezeichnet Methodiken und Tools, die es ermöglichen, Softwarelösungen zu erstellen, ohne dass hierfür das Schreiben von Programmcode erforderlich ist. Dies bedeutet aber nicht, dass die entstehende Software ohne Code auskommt. Stattdessen kommen meist visuelle Tools zum Einsatz, bei denen beispielsweise mittels Drag-and-Drop vordefinierte Komponenten zur gewünschten Lösung zusammengesetzt werden. Die Erzeugung des für das lauffähige Softwareartefakt benötigten Quellcodes erfolgt anschließend automatisiert im Hintergrund und erfordert keine manuelle Eingabe durch ausgebildete Software Developer mehr.

So arbeiten Citizen Developer

Im No-Code-Umfeld wird wie oben beschrieben kein Quellcode geschrieben, wie dies bei der Vorgehensweise der traditionellen Softwareentwicklung der Fall ist. Dadurch eröffnet sich die Möglichkeit, Software auch von „IT-Laien“ entwickeln zu lassen. So lassen sich beispielsweise Mitarbeitende der Fachbereiche eines Unternehmens in die Lage versetzen, Softwarelösungen selbst zu entwickeln. Diese User von No-Code-Tools, die nicht über den klassischen Ausbildungshintergrund im Bereich der Informatik verfügen, werden als Citizen Developer bezeichnet.

Citizen Developer statt Digitalisierungsexperte: Schaffen wir uns mit Low Code gerade selbst ab?

Der Low-Code-Ansatz bietet fast unzählige Möglichkeiten, Prozesse mit geringem Aufwand zu unterstützen. Er wird fast schon als Allheilmittel gepriesen – mit dem Citizen Developer an der Frontlinie. Doch darf man …

Pro-Code – eigentlich nichts Neues!

Bei Pro-Code handelt es sich nicht um einen neuen Trend in der Softwareentwicklung, sondern um einen neu geprägten Begriff, der den Gegensatz zu No-Code beschreibt, also eben den klassischen Softwareentwicklungsansatz durch professionelle und entsprechend ausgebildete Software Developer.

Die Mischung machts? Low-Code!

Low-Code deckt schließlich den Graubereich zwischen den beiden Welten „No-Code Entwicklung ganz ohne Code“ sowie „Pro-Code Entwicklung ausschließlich mit klassischer, manueller Codegenerierung“ ab. Gerade die Verwendung des Low-Code-Begriffs ist aktuell recht schwammig und uneindeutig, weshalb es in Diskussionen häufig zu Missverständnissen und falschen Einordnungen kommt. Aus meiner Sicht ist es wichtig, grundsätzlich zwei unterschiedliche Formen von Low-Code zu unterscheiden:

  1. Low-Code/ No-Code (LCNC)
    Häufig bieten No-Code Tools die Möglichkeit, Komponenten über die rein visuelle Konfiguration hinaus mit kleineren, selbstgeschriebenen Quellcode-Fragmenten anzureichern, um beispielsweise zusätzliche Funktionalität zu realisieren, welche die No-Code-Standardkomponente nicht anbietet. In dessen Zusammenhang stößt man auch des Öfteren auf das Akronym LCNC, das für „Low-Code/No-Code“ steht und verdeutlichen soll, dass die Entwicklung einer Anwendung ganz ohne Code möglich ist, aber auch, insofern benötigt, die Flexibilität besteht, punktuell den Funktionsumfang mit Pro-Code zu erweitern oder anzupassen. Dies kann entweder durch das Hinzuziehen von Software Development Experts passieren, oder theoretisch, insofern die Citizen Developer über Kenntnisse der Programmierung verfügen, auch durch diese in Personalunion durchgeführt werden.
  2. Low-Code-Tools
    Parallel hierzu finden sich auch zunehmend Darstellungen, in denen mit Low-Code Methodiken, Tools und Softwarebibliotheken bezeichnet werden, die es professionellen Softwareentwicklern (Pro-Codern) erlauben, mit weniger Code als zuvor Software zu entwickeln, indem beispielsweise das Code-Grundgerüst autogeneriert oder Standardfunktionalität in Bibliotheken gekapselt wird, wodurch sich diese Code-Bausteine einfach wiederverwenden lassen.
Der Low-Code-Begriff in der ersten Lesart fokussiert sich weiterhin auf die Rolle als Citizen Developer und erlaubt lediglich zusätzliche Flexibilität durch kleinere Pro-Code-Injektionen, setzt diesbezügliche Kenntnisse jedoch nicht voraus. Low-Code gemäß der zweiten Lesart wiederum erleichtert zwar die Arbeit klassischer Softwareentwicklung, sodass weniger Code selbst geschrieben werden muss, dennoch eröffnet sich hierdurch kein Potential, Citizen Developer mit in den Entwicklungsprozess einzubinden.
Jakob Frankenbach
Head of Development, sovanta

Von woher weht der Low-Code-Wind?

Was sind nun aber die Gründe dafür, dass das Thema Low-Code sich aktuell so rasant ausbreitet und viele Unternehmen die Segel setzen, um sich auf den Weg zu ersten Leuchtturmprojekten im Low-Code-Umfeld zu machen? Zum einen stellt der IT-Fachkräftemangel derzeit einen der Hauptgründe für Innovationsstau im Bereich der digitalen Transformation dar. Millionen Stellen können bereits heute weltweit nicht adäquat besetzt werden, die Tendenz der Zahlen ist steigend. Dieses Problem lässt sich entweder dadurch abmildern, dass man Teile der Tätigkeiten an Citizen Developer auslagert, oder dadurch, dass Softwareentwicklungsprojekte von IT Experts deutlich schneller und effizienter als bisher durchgeführt werden können. Doch auch unabhängig vom Fachkräftemangel wandelt sich die Welt der IT stetig. Anforderungen ändern sich immer häufiger und schneller, hoher Innovationsdruck erfordert immer mehr Flexibilität und Geschwindigkeit im Entwicklungsprozess. Daher sind effizienzsteigernde Tools und Methodiken gefragt, die die Softwareentwicklung und Citizen Developer gleichermaßen in die Lage versetzen, noch schneller noch bessere Lösungen zu kreieren, sowie noch flexibler auf sich ändernde Anforderungen reagieren zu können.

Sprechen Sie uns gerne an, sollten auch Sie sich in Ihrem Unternehmen aktuell mit Low-Code beschäftigen. Gerne teilen wir unsere Erfahrung und unterstützen Sie auf dem Weg.

Jakob Frankenbach
Head of Development, SAP BTP Solution Architect

Ihr Kontakt

Mit seiner breiten Expertise ist Jakob als Head of Development der perfekte Ansprechpartner für unsere Kunden in Cloud-Projekten.
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